Wie schon im Kapitel Rennrahmen - Rahmenbaukurs Nr. 1 beschrieben, entstand das Oberndorfer Rennrad in der Zeit von Dezember 2017 bis zu seiner tatsächlichen Vollendung im März 2018.
Bei Rahmenbaulegende Christian Pyttel in Rastatt wurde der Rahmen mit Columbus SL Rohren gelötet.
Beim Löten des Rahmens war ich zwar nur unterstützend dabei, hatte aber neben einigen vorbereitenden Arbeiten auch die ehrenvolle Aufgabe, sämtliche gelöteten Übergänge ordentlich in Form zu bringen.
So wurden tatsächlich bis zur Fertigstellung des Rades ein Großteil der Arbeiten in Oberndorf ausgeführt.
Lediglich die Oberflächenbehandlungen wurden noch auswärts angefertigt.
Es handelt sich bei diesem Rahmen um ein feines Stück Handwerkskunst.
Ein Grund mehr, dem Rad einen besonderen Namen zu geben:
Warum nun dieser Name?
VELO hat seinen Ursprung im lateinischen und bedeutet soviel wie schneller Fuß , ist im französischen die Abkürzung von Vélocipède (Fahrrad) und bezeichnet im schweizerischen generell ein Fahrrad.
Woher SULMISSA kommt, erfährt man in folgendem Wikipedia-Auszug.
Gleichfalls lernt man auch mal etwas über die Geschichte meiner Heimat - von Oberndorf im schönen Solmsbachtal.
Koordinaten: 50° 31´32" N, 8° 24´35" O
Höhe: 154 (151–206) m ü. NHN
Fläche: 5,23 km²
Einwohner: 2489 (31. Dez. 2013)
Bevölkerungsdichte: 476 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 35606
Vorwahl: 06442
Oberndorf liegt in einem Talkessel am Solmsbach, der sich hier zwischen bewaldeten Berghängen tief in die letzten Ausläufer des Hintertaunus am Lahntal eingegraben hat. Auf dem Bergrücken im Südwesten ist das hochgelegene Braunfels nur wenige Hundert Meter von Oberndorf entfernt, während die Gemarkung im Osten die bewaldeten Berghänge mit der ehemaligen Grube Ferdinand und die 289 Meter Höhe erreichende Kammlinie bis kurz vor Laufdorf einschließt. Nördlich von Oberndorf ist die Bebauung mit Burgsolms zusammengewachsen und südlich befindet sich in etwa vier Kilometer Entfernung der Braunfelser Stadtteil Bonbaden.
Die Ortsgeschichte von Oberndorf ist eng mit der Burgsolmser verwurzelt. So beanspruchen beide Ortschaften im Jahr 788 im Lorscher Codex durch eine Kirche erstmals erwähnt zu werden. Da von der Burgsolmser Mutterkirche die Rede ist, ist vermutlich von Oberndorf auszugehen. 1128 werden die Orte als Solmesso genannt, aber bereits um 1300 differenziert. So wird nun der Ortsname Superior Sulmisse, also Obersolms, dem späteren Oberndorf, erwähnt.
Bedeutend für Oberndorf war die Eisenverarbeitung im Dorf in der Oberndorfer Hütte, wo das Erz aus den umliegenden Gruben verhüttet wurde. Ihre Gründung geht auf Graf Heinrich Trajktin von Solms-Braunfels im Jahr 1666 zurück. 1859 wurde die Hütte aufgegeben.
Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen schlossen sich am 1. Juli 1971 die Gemeinden Oberndorf und Burgsolms freiwillig zur Gemeinde Solms zusammen. Diese Gemeinde wurde am 1. Januar 1977 auf Grundlage eines Landesgesetzes mit den Gemeinden Bielhausen und Niederbiel zur neuen Gemeinde Solms zusammengeschlossen. Die Großgemeinde erhielt am 11. April 1978 die Stadtrechte.
In erhaltenen Urkunden wurde Oberndorf unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):
Am 8. Mai 1968 wurde der Gemeinde Oberndorf im damaligen Landkreis Wetzlar ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In goldenem, mit blauen Schindeln bestreuten Feld ein rotbezungter und -bewehrter blauer Löwe, belegt mit einem silbernen Schild, darin ein roter Hammer und Schlägel schräggekreuzt.
Der blaue Löwe auf goldenem Grund ist das Wappen der Grafen von Solms. Schlägel und Eisen symbolisieren die alte Bergmannstradition. Hierbei stehen die Farben Rot und Silber für das Kloster Lorsch, in dessen Besitz die Gemeinde Oberndorf im 8. Jahrhundert gewesen ist, deren Wappen das Solmser Stadtwappen ursprünglich war. [Auszug aus Wikipedia]
Da in Oberndorf in früheren Jahren die Eisenverhüttung Tradition hatte, konnte der Rahmen des VELO SULMISSA natürlich auch nur aus Eisen - oder besser gesagt aus Stahl - sein.
Kommen wir nun aber mal zum Velo im Detail.
Mein Wunsch war es, ein Rennrad mit klassischer Anmutung und einem Mix aus modernen und alten Komponenten zu bauen.
Es sollte das Aussehen eines Renners aus den 70 - 80ern - aber auch die Annehmlichkeiten der Neuzeit haben.
So war schon die Teilesuche eine spannende Sache.
Der Rahmen wurde muffenlos mit Columbus SL Stahl-Rohren gelötet.
Hinterbau samt Sattelrohr sind aufwendig verchromt.
Die restliche Oberfläche wurde mit einer klassischen Lackierung - einem Strahlenkopf in Hellelfenbein (RAL 1015) am Steuerrohr und einem gleichfarbigen Sattelrohr, sowie Ober- und Unterrohr in Perlrubinrot (RAL 3032) versehen.
Die Logos erstrahlen in Gold. Regenbogenstreifen setzen die Grenzen zwischen Chrom und Farbe.
Auf dem Steuerrohr prankt ein Löwe auf dem alten Oberndorfer Wappen.
Die Gabel ist eine gerade Stahlgabel - verchromt - mit einem 1" Schaftrohr, welche sich in einem Campagnolo Record Steuersatz dreht.
Als Steuerzentrale fungieren ein Cinelli 1R Vorbau und ein Cinelli Lenker (beide hochglanzpoliert) mit Führungen für Ergopowerzüge aus den 80ern und 90ern, umwickelt mit einem weichen cremefarbenen Lederlenkerband.
Campagnolo Athena 11-fach Ergopowerhebel übernehmen die Schaltsteuerung.
Äußerst seltene goldbraune Bremsgriffüberzüge von Hüdz bedecken den Hebel. Diese bekam erst ich nach langer Suche aus Dänemark.
Schaltwerk und Umwerfer kommen natürlich auch von Campagnolo Athena in Alu poliert.
Über eine goldene KMC-Kette wird die Campa 11-fach Kassette von der Athena Compact-Kurbelgarnitur durch Druck auf die Exustar Titan Pedale angetrieben.
Um die klassische Linie des Rades zu vollenden, wurden Laufräder mit Halo Hochflanschnaben, Mavic Open Pro Felgen und Sapim Speichen in Silber eingespeicht.
Continental Grand Prix Classic Reifen in 25mm Breite stellen den Kontakt zur Fahrbahn her.
Der Fahrer thront auf einem Brooks Cambium C17 Carved Sattel in Creme.
Goldene Jagwire-Aussenhüllen schützen die Zugverbindungen.
Auch die Züge zu den eleganten Campagnolo Delta Bremsen aus den späten 80ern, die für die hoffentlich seltene Verzögerung des Renners sorgen sollen.
Jungfernfahrt am 25.03.18
Gut eine Woche später als geplant, kam das VELO SULMISSA am Sonntag den 25. März 2018 zum ersten mal auf die Straße.
Bei strahlendem Sonnenschein - aber kaltem Wind - wurde das neue Velo in das schöne Leben eines Rennrades eingeführt.
Endlich durfte es das tun, wofür es gebaut wurde.
Sich und seinem Fahrer viel Spaß in der Natur und auf den Straßen dieser Welt bescheren :-)
Es war zwar nur eine kurze Tour, hatte aber alles in sich, was eine klassische Rennradtour ausmacht.
Lange sanfte Anstiege, einen knackigen Hammer, rauschende Abfahrten, enge Kurven und lange Geraden - in allen Disziplinen konnte das VELO SULMISSA punkten.
Ein steifer Rahmen, der trotzdem Komfort vermittelt, spurtreu und auch irgendwie wendig - wer hätte das gedacht.
Als würden wir schon ewig zusammen fahren - so fühlte es sich an.
Traumhaft.
Die ganze Mühe hatte sich gelohnt.
Am 31. März findet in Lausen in der Schweiz der 2. Concours Velo statt - ein Schönheitswettbewerb für Fahrräder.
Daran nimmt das Velo Sulmissa teil.
Ich bin ja mal gespannt, ob anderen (hoffentlich fachkundigen) Betrachtern meine Creation auch gefällt.